Edelkrebse
Durch Lebensraumzerstörung und vor allem durch die Krebspest, welche durch eingeschleppte Arten immer weiter verbreitet wird, sind die heimischen Arten stark gefährdet. Der unerwünschte Signalkrebs besiedelt in Oberösterreich bereits zahlreiche größere Flüsse, besonders dicht sind die Vorkommen in der Traun und auch in der unteren Krems. Aus diesem Grund wurde von der Naturschutzabteilung (Land Oö) ein landesweites Artenschutzprojekt für den Edelkrebs ins Leben gerufen. Dabei werden die bekannten Vorkommen erfasst und davon ausgehend neue Bestände durch Besatzmaßnahmen begründet. Besetzt werden bevorzugt gut besonnte, größere Teiche, welche zum Schutz vor dem Signalkrebs im Projektgebiet oberes Kremstal keine Verbindung zur Krems aufweisen.
Der Landschaftspflegeverein „Bergmandl“ koordiniert im Auftrag der Marktgemeinde Micheldorf und des Umweltausschusses im Rahmen der Aktion „vielfaltleben“ dieses Artenschutzprojekt. Aus diesem Grunde wurden in Micheldorf mit den Biologen/Zoologen Mag. Werner Weißmair und DI Clemens Gumpinger 11 Teiche und Gewässer begutachtet, dabei konnte im „Landschaftsschutzgebiet Altpernstein“ ein guter Bestand des Steinkrebses festgestellt werden. Der Gradenteich in der Gemeinde Micheldorf ist bekannt für sein gutes Edelkrebsvorkommen welches für Besatzzwecke in Micheldorf genutzt wurde. Bei der Vorprüfung von Besatzteichen konnten die in Oö. bereits auch sehr seltenen Kammmolche gefunden werden. Bei den folgenden Untersuchungen wurde gezielt auf weitere gefährdete Amphibienarten geachtet.
Im Juli 2013 wurde für die Nachzucht des Edelkrebses im Himmelreichbiotop ein neuer Teich errichtet. Die finanziellen Mittel wurden von der Naturschutzabteilung des Landes Oö. bereitgestellt, die manuelle Arbeit von den Bergma(n)dl übernommen.
Insgesamt wurden 2012/13 ca. 80 Edelkrebse aus dem Gradenteich entnommen und in 3 Teiche übersiedelt, davon 27 in den neu angelegten Teich des Himmelreichbiotops. 2017 konnten nur mehr im diesem Krebse festgestellt werden. Nach dem Ablassen des Teiches wurden am 25. August 80 Exemplare eingesammelt. Im Restwasser bzw. im Schlamm des Teiches werden noch mind. 30 Tiere vermutet. Von den nun 80 Tieren wurden die 30 Älteren und 10 Sämlinge wieder in den Teich zurückgesetzt. 40 Stück 2-4jährige Tiere wurden als Neubesatz in den Radingerteich bei Kirchdorf gebracht. 2018 besuchte der Fischotter den neuen Krebsenteich im Himmelreichbiotop. Die Kontrolle 2019 zeigte doch noch einen guten Restbestand. 2021 konnten einige adulte Krebse für eine Neubesiedelung im Nationalpark Kalkalpen beigesteuert werden. Ein gutes Ergebnis für unsere bisherige Arbeit! 2013 waren neben der Rundum-Pflegemaßnahmen auch die Entfernung eines Großteils der Krebsscheren (Stratiotes aloides) nötig. Sie vermehrten sich im letzten Jahr sehr stark. Nach dieser Pflegemaßnahme konnte auch die Seerose wieder blühen. (Text W. Bejvl)
Mehr finden sie auf unserer Homepage im Archiv: Krebsprojekt 2011-2023 und im Buch Pflanzen & Tiere W. Bejvl 2013 Teil 3, Seite 182-187
Fledermäuse
Der Landschaftspflegeverein „Bergmandl“ führt im Rahmen von „vielfaltleben“, der Biodiversitätskampagne des Lebensministeriums, eine Fledermauserhebung in Zusammenarbeit mit der Koordinationstelle für Fledermausschutz und –forschung in Österreich (KFFÖ) für die Marktgemeinde Micheldorf 2010/11 durch.
In Oberösterreich gibt es derzeit Nachweise für 20 verschiedene Fledermausarten aus zwei Familien (Familie der Hufeisennasen und Familie der Glattnasen).
Die Familie der Hufeisennasen besitzt als charakteristisches Merkmal einen hufeisenförmigen, häutigen Nasenaufsatz. Die Ultraschall – Ortungsrufe der Hufeisennasen werden nur durch die Nasenlöcher ausgestoßen. Der Nasenaufsatz wirkt dabei wie ein Megaphon. In Oberösterreich ist der einzige Vertreter dieser Fledermausfamilie die Kleine Hufeisennase.
Die anderen 19 Fledermausarten gehören zur Familie der Glattnasen. Sie besitzen eine glatte Schnauze ohne Nasenaufsatz. Die Ultraschallrufe der Glattnasen werden mehrheitlich durch den Mund ausgestoßen.
Alle heimischen Fledermausarten sind in der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere Österreichs aufgelistet. Sie sind durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) der EU (Anhang IV: streng zu schützende Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichen Interesse) und durch das Oberösterreichische Naturschutzgesetz geschützt. Einige der in Oberösterreich vorkommenden Arten (Kleine Hufeisennase, Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus, Wimperfledermaus und Großes Mausohr) sind zusätzlich im Anhang II der FFH-Richtlinie zu finden; für diese Arten müssen laut gemeinschaftlichem Recht für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden.
Wir starten einen Aufruf an alle MicheldorferInnen via Gemeindezeitung sowie in der regionalen Presse uns Ihnen bekannte Fledermausvorkommen (Sommer- bzw. Winterquartiere). bekanntzugeben.
Nach den zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung konnten wir mit Hilfe der Fledermausspezialistin Mag. Simone Pysarczuk folgende acht Arten nachweisen:
- Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros),
- Wasserfledermaus (Myotis daubentonii),
- Wimperfledermaus (Myotis emarginatus),
- Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus),
- Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus),
- Bartfledermaus (Myotis mystacinus),
- Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus)
- Großes Mausohr (Myotis myotis)
Vom Großen Mausohr gibt es in unserer Gemeinde eine der beiden Größten Wochenstuben Oberösterreichs (die andere ist in Maria Schmolln). Bei einer Zählung 2011 musste wegen Dunkelheit beim Stand von 1000 Exemplaren die Zählung aufgehört werden. Dem Quartiergeber dieser Kolonie wurde heuer die Plakette „Fledermäuse willkommen“ vom KFFÖ verliehen. Der anfallende Fledermauskot (Guano) wurde bei einer Säuberungsaktion des Landschaftspflegevereins verpackt und bei der Blutspendeaktion „Nacht der Vampiere“ als Dank an die BlutspenderInnen abgegeben.
Mehr finden sie auf unserer Homepage im Archiv: Fledermäuse in Micheldorf und im Buch Pflanzen & Tiere W. Bejvl 2013 Teil 3 ab Seite 188 (Text W. Bejvl)
Gelbbauchunken
Bisschen Geduld – Informativer Beitrag über die Gelbbauchunken folgen in Kürze ;).
Laubfrösche
Auf Wunsch der Naturschutzabteilung der Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf übernahm der damals gerade neu gegründete Landschaftspflegeverein „Bergmandl“ 2003 kurzfristig die Amphibienübersiedelung, welche im Zuge des Pyhrn-Auobahnbaues A9 nötig wurde:
Es wurden 2003 über 1606 Tiere von der ehemaligen Forstbauern-Lacke von den „Bergma(n)dl“ in die neu angelegten Teiche übersiedelt. Da die meisten dieser Tiere standorttreu sind – das heißt sie gehen zum Ablaichen in das Gewässer in dem sie auch geboren wurden – war diese Übersiedelungsaktion nötig. In den zwei neuen Laichgewässern ist die Zu- und Abwanderung für Amphibien und Lurche nach dem Autobahnbau wieder frei möglich. Der Amphibienschutz (Schutzblech) entlang des Wildschutzzaunes soll die Tiere von der Autobahn fernhalten. Hier ist auch das letzte natürliche Vorkommen vom Europäischen Laubfrosch (ca. 20-30 Brutpaare) im südlichen Kremstal, darum sollten sie auch hier besonders geschützt werden. Eine weitere Besonderheit ist auch das Vorkommen von 3 Molcharten, deren ungefähre Anzahl bei der Übersiedlung auch festgestellt werden konnte: 823 Bergmolche, 464 Teichmolche, 83 Kammmolche. Ihr Lebensraum sind die feuchten Überhänge des Thurnhamberges (Aktionsradius vom Laichgewässer bis 400m), der alte Obermicheldorfer Steinbruch sowie die, auf Wunsch der Bergma(n)dl neu angelegten Ziegelschlichtungen, Steine und Wurzelstöcke. Weitere Amphibienarten wie der Springfrosch der im Kremstal nur mehr in wenigen Wärmeinseln vorkommt, der
Grasfrosch, die Erdkröte und die Gelbbauchunke laichen hier ab. Feuersalamander sind hier auch gelegentlich zu finden.
Die Anpflanzung von Schilf und Rohrkolben konnte – trotz unseren Einspruches leider nicht verhindert werden. Das Ergebnis davon ist, dass die beiden Ersatzbiotope bereits nach wenigen Jahren durch die anfallende Biomasse des Schilfs zu verlanden drohen.
Im Herbst 2011 haben wir den südseitigen Teich nicht mehr mähen können, da der Teich durch den hohen Schilfanteil nicht mehr zufror. Von da an konzentrierten wir uns auf den nordseitigen Teich, welcher aber im Winter 2012/13 die selben Probleme machte. Mit einer Mähaktion am 1. Februar im Wasser entfernten wir das Schilf, um das Gewässer für die Laichzeit 2013 wieder amphibientauglich zu machen. Im Sommer war dann wieder alles zugewachsen und mit einer neuerlichen Mähaktion im Spätherbst 2013 – diesmal pumpte die Feuerwehr Micheldorf den Teich fast leer – wurde das Laichgewässer für die Brutsaison 2014 vorbereitet.
Anfang 2014 wurde bei einer Zusammenkunft aller für dieses Laubfroschbiotop zuständigen Stellen eine Lösung gesucht und schließlich auch gefunden: Die Teiche sollen saniert werden. Das wurde nun in über 100 Arbeitsstunden von den „Bergma(n)dln“ realisiert. 2018 war auch bereits ein erster Baum- und Strauchrückschnitt nötig!! Im Zuge der A9 Sanierung 2023 fanden auch wieder – auf Wunsch der Bergma(n)dl – Gespräche mit Bezirkshauptmannschaft, Naturschutzabteilung und ASFINAG bezüglich einer Wiederherstellung des zugewachsenen bzw. trocken gefallenen südlichen Teiches, sowie einer Sanierung der nördlichen Teiche statt! Ergebnis: Für den südlichen Teich wird ein Ersatzgewässer im nahen Kremstal gesucht, aus den nördlichen Teichen soll ein Teil des Schotters entfernt werden.
Orchideen
Bisschen Geduld – Informativer Beitrag über die Orchideen folgen in Kürze ;).
Vom Steinbruch zum Himmelreich
Wie aus einer Narbe in der Landschaft eine Naturvorrangfläche wächst und was die Fliegen-Ragwurz damit zu tun hat
Bereits drei Jahrzehnte währt die Zusammenarbeit zwischen dem Kirchdorfer Zementwerk und dem Landschaftspflegeverein Bergmandl. Ende 2020 wurde sie in der „Naturpartnerschaft Himmelreich“ noch einmal vertieft, mit dem Ziel, die natürliche Vielfalt rund um den Steinbruch Micheldorf auszubauen und zu sichern. Konkret wurden in der Pufferzone zum Steinbruch 8.000 m² Wiese angelegt, auf der selten gewordene Pflanzenarten gedeihen. Diese Naturvorrangflächen werden gepflegt, wissenschaftlich betreut und Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung gesetzt. Neues Zentrum der Naturschutzarbeit des Vereins ist das – mit Unterstützung von Kirchdorfer – künftig runderneuerte „Himmelreichhaus“.
Der Verein wurde 2003 von Werner Bejvl mit naturinteressierten Micheldorfer:innen gegründet. Gemeinsam mähen und pflegen heute rund 45 Mitglieder zehn Hektar erhaltenswerte, artenreiche Landschaftsteile und Lebensräume.
Sie versetzen keine Berge, aber Orchideenwiesen, Laichgewässer und Kalkmagerrasen. „Bergmandl“ ist übrigens die lokale Bezeichnung der Fliegen-Ragwurz, einer seltenen Orchideenart, deren Blüte für manche Augen einem Männchen im Hubertusmantel gleicht.
Die umgesetzten Maßnahmen zum Erhalt seltener Pflanzen und Tiere stehen in Einklang mit den Sustainable Development Goals der UN-Agenda 2030, der EU Biodiversitätsstrategie 2020 und der Biodiversitätsstrategie Österreich 2020+. Die Naturpartnerschaft als neue Form der Zusammenarbeit von Naturschutz und Industrie wurde 2022 mit einem „Grand Prix der Biodiversität“ von Naturschutzbund und Klimaschutzministerium sowie mit dem Nachhaltigkeitspreis des „Forum Rohstoffe“ ausgezeichnet.
Text: Astrid Kuffer, Kirchdorfer News
Mehr im Archiv unter 2020-2023 – Steinbruchwiesen
Blick vom Himmelreich in den Wienerweg: Nahe Micheldorf (Oö.), am Fuß der Kremsmauer, gedeihen Blütenpflanzen der Berg- und Feuchtwiesen noch in einer landesweit bereits selten gewordenen Fülle.